Nein gesagt. Italienische Militärinternierte in Hamburg 1943-45
„Wir inzwischen über 90-Jährigen hoffen, dass die Nachgeborenen sich erinnern werden, nicht, weil wir gelitten haben, sondern weil wir Nein gesagt haben“ (Michele Montagano, *1921).
Etwa eine halbe Million Menschen aus ganz Europa wurde während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeiter_innen nach Hamburg verschleppt. Bis heute ist die Erinnerung an die meisten von ihnen marginalisiert geblieben – so auch an die italienischen Militärinternierten.
Als italienische Militärinternierte (kurz: IMI) bezeichneten die Nationalsozialisten italienische Soldaten, die die Wehrmacht nach dem Sturz der faschistischen Mussolini-Regierung im Sommer 1943 und dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten gefangen genommen hatte. Sie wurden vor die Wahl gestellt, den Kampf auf deutscher Seite fortzusetzen oder in Gefangenschaft zu gehen. 600.000 italienische Soldaten, die sich geweigert hatten, wurden nach Deutschland deportiert und zur Zwangsarbeit eingesetzt, mindestens 12.500 von ihnen nach Hamburg. Sie mussten – entgegen der Genfer Konventionen – in der Rüstungsproduktion arbeiten oder im öffentlichen Auftrag Trümmer räumen. Trotz der extremen Haftbedingungen in den Lagern ließen sich vor allem unter den einfachen Soldaten und unteren Offiziersrängen nur wenige überzeugen, der neugegründeten faschistischen Armee der Republik von Saló beizutreten. An diese fortgesetzte Weigerung, die auch als „stille Resistenza“ beschrieben wird, ist der Titel des Podcasts angelehnt: Nein gesagt.
Mit dem Podcast möchten wir an ihre Geschichten erinnern und einige von ihnen am Beispiel Hamburgs erzählen. Dazu besuchen wir Orte, an denen italienische Militärinternierte inhaftiert waren oder zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden, oder treffen Menschen aus Initiativen und Gruppen, die sich für die Erinnerung an sie oder für ihre bis heute ausstehende Entschädigung einsetzen.
Wir, das ist die Projektgruppe italienische Militärinternierte in Hamburg 1943-45, die sich 2020 als Zusammenschluss von Initiativen und Einzelpersonen gegründet hat. Neben Forschung und Erinnerung versuchen wir, die Stimmen Angehöriger und Betroffener hörbar zu machen. Den Podcast könnt ihr zuhause hören oder auch herunterladen und mitnehmen, um ihn an die Orte mitzunehmen, von denen wir erzählen. Mit der Hamburg-Karte und unserem Podcast könnt ihr selbst einen Stadtrundgang auf den Spuren der italienischen Militärinternierten zusammenstellen.